Brauche ich Psychotherapie?
Was ist Psychotherapie?
Psychotherapie ist ein wissenschaftlich fundiertes Heilverfahren. Sie geht davon aus, dass Körper und Seele eine Einheit sind. Krankheiten, Symptome oder Leidenzustände sind demnach entweder Ursache oder Ausdruck von seelischem Ungleichgewicht.
In fast allen Therapierichtungen der Psychotherapie ist Einzel- oder Gruppentherapie möglich; häufig wird auch Paar- und Familientherapie angeboten. Außerdem gibt es spezielle Angebote zur Kinder- und Jugendpsychotherapie. Auch die psychotherapeutische Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern ist möglich.
Psychotherapeutische Methoden
In Österreich sind derzeit 23 psychotherapeutische Methoden anerkannt, die sich grob in vier Richtungen zusammenfassen lassen:
- tiefenpsychologisch-psychodynamisch
- humanistisch
- systemisch
- verhaltenstherapeutisch
All diese Methoden wurden vom Psychotherapiebeirat im Gesundheitsministerium unter anderem auf ihre wissenschaftliche Fundierung hin überprüft. Die je spezifischen Behandlungsschritte sind Teil eines umfassenden, theoretisch begründeten und wissenschaftlich untermauerten Theoriegebäudes.
Individualpsychologie
Die Individualpsychologie ging aus der Auseinandersetzung zwischen Alfred Adler und Sigmund Freud hervor und stellt die zweitälteste psychotherapeutische Schule der Tiefenpsychologie dar. Individualpsychologische Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten arbeiten als Tiefenpsychologinnen/Tiefenpsychologen in der gesamten Bandbreite
Patientinnen/Patienten-Information über die in Österreich anerkannten psychotherapeutischen Verfahren 9 von 32 psychotherapeutischer Settings, wie sie gegenwärtig für psychoanalytischpsychotherapeutische Therapieverfahren beschrieben werden.
Die individualpsychologische Analyse von Erwachsenen zielt in höchstem Ausmaß auf das Deuten und Bewusstwerden von Unbewusstem ab und findet im Regelfall hochfrequent im Sessel-Couch-Setting über mehrere Jahre hinweg statt. Von großer Bedeutung ist dabei das Verstehen der bewussten und unbewussten psychischen Aktivitäten (einschließlich des Erlebens) im Hier und Jetzt, besonders das Verstehen von Übertragung und Widerstand, Abwehr und Sicherung.
Unter Berücksichtigung der jeweiligen Psychotherapieindikation, der gegebenen institutionellen Rahmenbedingungen und der akut gegebenen Möglichkeiten wird mit einzelnen Erwachsenen auch in anderen Settings, insbesondere im Sessel-Sessel-Setting gearbeitet; wobei die spezifische methodische Ausgestaltung der psychotherapeutischen Arbeit jedenfalls vom je entfalteten tiefenpsychologisch-analytischen Verständnisrahmen abhängig gemacht wird. Individualpsychologische Psychotherapie wird überdies in der Arbeit mit Paaren und Familien sowie in Gruppen geleistet. Individualpsychologische Psychotherapie wendet sich an Patientinnen/Patienten mit unterschiedlichen Symptombildungen sowie an Patientinnen/Patienten aus unter-schiedlichen Altersgruppen, insbesondere auch an Kinder und Jugendliche.
Wann Psychotherapie?
Eine wichtige Voraussetzung für eine Psychotherapie ist der Wunsch, etwas verändern zu wollen sowie eine grundsätzliche Bereitschaft, sich mit seinen Gefühlen und dem Erleben auseinanderzusetzen und sich dabei unterstützen zu lassen.
Bei folgenden Punkten, wäre eine Psychotherapie ratsam:
- Körperliche Beschwerden ohne ärztlich feststellbare körperliche Ursache: Schmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Beklemmungsgefühle
- Angstzustände (Angst vor dem Sterben, Prüfungsangst, Phobien, Angst vor Entscheidungen)
- Antriebslosigkeit, Erschöpfungszustände, Überforderung, Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit
- Belastende Scham- und Schuldgefühle, Hassgefühle
- Gefühle der Minderwertigkeit, Selbstwertprobleme
- Gefühle der Sinnlosigkeit
- Traurigkeit, Einsamkeit
- Schwere Krisen (Krankheit, Tod, Unfall, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Trennung etc.)
- Suizidgedanken
- Suchtprobleme (Alkoholsucht, Drogensucht, Computersucht, Esssucht)
- Essstörungen (Bulimie, Anorexie, Binge Eating etc.)
- Soziale Probleme
- Zwangsgedanken, zwanghaftes Verhalten
Eine Psychotherapie kann auch ohne das Vorliegen einer krankheitswertigen Störung in Anspruch genommen werden, um sich selber besser kennenzulernen, seine persönliche Entwicklung zu fördern oder sein Selbstwertgefühl und seine Lebensfreude zu steigern.